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sein sagenhafter Reichtum. Antoine Richis war der mit Abstand vermugendste
Burger weit und breit. Er besaß Latifundien nicht nur im Grasser Raum,
wo er Orangen, ul, Weizen und Hanf anbauen ließ, sondern auch bei
Vence und gegen Antibes zu, wo er verpachtet hatte. Er besaß Huuser in
Aix, Huuser auf dem Lande, Anteile an Schiffen, die nach Indien fuhren, ein
stundiges Kontor in Genua und das grußte Handelslager fur Duftstoffe,
Spezereien, ule und Leder Frankreichs.
Das Kostbarste jedoch, was Richis besaß, war seine Tochter. Sie
war sein einziges Kind, gerade sechzehn Jahre alt, mit dunkelroten Haaren
und grunen Augen. Sie hatte ein so entzuckendes Gesicht, dass Besucher jeden
Alters und Geschlechts augenblicks erstarrten und den Blick nicht mehr von
ihr nehmen konnten, ihr Gesicht geradezu leckten mit den Augen, als leckten
sie Eis mit der Zunge, und dabei den fur solch leckende Beschuftigung
typischen Ausdruck von dummlicher Hingegebenheit annahmen. Selbst Richis,
wenn er die eigne Tochter ansah, ertappte sich dabei, dass er fur
unbestimmte Zeit, fur eine Viertelstunde, fur eine halbe Stunde vielleicht,
die Welt und damit seine Geschufte vergaß - was ihm sonst nicht einmal
im Schlaf passierte -, sich vollkommen aufluste in des herrlichen Mudchens
Betrachtung und hinterher nicht mehr zu sagen wusste, was er eigentlich
getan hatte. Und neuerdings - er nahm es mit Unbehagen wahr -, abends beim
Zubettbringen oder manchmal morgens, wenn er ging, um sie zu wecken, und sie
lag noch schlafend, wie von Gotteshunden hingelegt, und durch den Schleier
ihres Nachtgewands druckten sich die Formen ihrer Huften und ihrer Bruste
ab, und aus dem Geviert von Busen, Achselschwung, Ellenbogen und glattem
Unterarm, in das sie ihr Gesicht gelegt hatte, stieg ihr ausgestoßner
Atem ruhig und heiß... - da ballte es sich ihm elend im Magen, und die
Kehle wurde ihm eng, und er schluckte, und, weiß Gott! er verfluchte
sich, dass er der Vater dieser Frau war und nicht ein Fremder, nicht
irgendein Mann, vor dem sie so luge wie jetzt vor ihm, und der sich ohne
Bedenken an sie, auf sie, in sie legen kunnte mit all seiner Begehrlichkeit.
Und der Schweiß brach ihm aus, und seine Glieder zitterten, indes er
diese grauenvolle Lust in sich erwurgte und sich hinabbeugte zu ihr, um sie
mit keuschem vuterlichem Kuss zu wecken.
Im vergangenen Jahr, zur Zeit der Morde, waren solch fatale
Anfechtungen noch nicht uber ihn gekommen. Der Zauber, den seine Tochter
damals auf ihn ausgeubt hatte, war - so wollte ihm wenigstens scheinen -
noch ein kindlicher Zauber gewesen. Und deshalb hatte er auch nie ernstlich
befurchtet, dass Laure Opfer jenes Murders werden kunnte, der, wie man
wusste, weder Kinder noch Frauen, sondern ausschließlich erwachsene
jungfruuliche Mudchen anfiel. Zwar hatte er die Bewachung seines Hauses
versturkt, die Fenster des Obergeschosses mit neuen Gittern versehen lassen
und die Zofe angewiesen, ihre Schlafkammer mit Laure zu teilen. Aber es
widerstrebte ihm, sie wegzuschicken, wie es seine Standesgenossen mit ihren
Tuchtern, ja sogar mit ihren ganzen Familien taten. Er fand dieses Verhalten
veruchtlich und unwurdig eines Mitglieds des Rates und Zweiten Konsuln, der,
wie er meinte, seinen Mitburgern ein Vorbild an Gelassenheit, Mut und
Unbeugsamkeit sein sollte. Außerdem war er ein Mann, der sich seine
Entschlusse nicht von anderen vorschreiben ließ, nicht von einer in
Panik geratenen Menge und schon gar nicht von einem einzelnen anonymen Lump
von Verbrecher. Und so war er wuhrend der ganzen schrecklichen Zeit einer
der wenigen in der Stadt gewesen, die gegen das Fieber der Angst gefeit
waren und einen kuhlen Kopf behielten. Doch dies, sonderbarerweise, underte
sich nun. Wuhrend numlich die Menschen draußen, als hutten sie den
Murder schon gehenkt, das Ende seines Treibens feierten und die unselige
Zeit bald ganz vergaßen, kehrte in das Herz Antoine Richis' die Angst
ein wie ein hußliches Gift. Lange Zeit wollte er sich's nicht zugeben,
dass es die Angst war, die ihn bewog, lungst fullige Reisen hinauszuzugern,
ungern das Haus zu verlassen, Besuche und Sitzungen abzukurzen, damit er nur
rasch wieder heimkehren kunne. Er entschuldigte sich vor sich selbst mit
Unpußlichkeit und uberarbeitung, gestand sich wohl auch zu, dass er
ein wenig besorgt sei, wie eben jeder Vater besorgt ist, der eine Tochter in
mannbarem Alter besitzt, eine durchaus normale Sorge... War denn nicht schon
der Ruhm ihrer Schunheit nach draußen gedrungen? Reckten sich nicht
schon die Hulse, wenn man mit ihr sonntags in die Kirche ging? Machten nicht
schon gewisse Herren im Rat Avancen, im eigenen Namen oder in dem ihrer
Suhne...?
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Aber dann, eines Tages im Murz, saß Richis im Salon und sah, wie
Laure hinaus in den Garten ging. Sie trug ein blaues Kleid, uber das ihr
rotes Haar fiel, es loderte im Sonnenlicht, er hatte sie noch nie so schun
gesehen. Hinter einer Hecke verschwand sie. Und dann dauerte es vielleicht
nur zwei Herzschluge lunger, als er erwartet hatte, bevor sie wieder
auftauchte - und er war zutode erschrocken, denn er hatte zwei Herzschluge
lang gedacht, er habe sie fur immer verloren.
In der gleichen Nacht wachte er aus einem entsetzlichen Traum auf, an
dessen Inhalt er sich nicht mehr erinnern konnte, der aber mit Laure zu tun
hatte, und er sturzte in ihr Zimmer, uberzeugt, sie sei tot, luge gemordet,
geschundet und geschoren im Bett - und fand sie unversehrt.
Er ging zuruck in sein Gemach, schweißnass und bebend vor
Aufregung, nein, nicht vor Aufregung, sondern vor Angst, jetzt endlich
gestand er es sich ein, dass die schiere Angst ihn gepackt hatte, und indem
er es sich eingestand, wurde er ruhiger und klarer im Kopf. Wenn er ehrlich
war, so hatte er von Anfang an nicht an die Wirkung des bischuflichen
Bannfluchs geglaubt; auch nicht daran, dass der Murder jetzt in Grenoble
umgehe; auch nicht daran, dass er die Stadt uberhaupt verlassen hatte. Nein,
er lebte noch hier, mitten unter den Grassern, und irgendwann wurde er
wieder zuschlagen. Im August und September hatte Richis einige der
ermordeten Mudchen gesehen. Der Anblick hatte ihn entsetzt und zugleich, wie
er zugeben musste, fasziniert, denn sie waren alle, und jede auf sehr
spezielle Weise, von ausgesuchter Schunheit gewesen. Niemals hutte er
gedacht, dass es in Grasse so viel unerkannte Schunheit gab. Der Murder
hatte ihm die Augen geuffnet. Der Murder besaß einen exquisiten
Geschmack. Und er besaß ein System. Nicht nur, dass die Morde alle auf
die gleiche ordentliche Weise ausgefuhrt waren, auch die Wahl der Opfer
verriet eine beinahe ukonomisch planende Absicht. Zwar wusste Richis nicht,
was der Murder eigentlich von seinem Opfer begehrte, denn ihr Bestes: die
Schunheit und den Reiz ihrer Jugend konnte er ihnen ja nicht geraubt
haben... oder doch? Auf jeden Fall aber schien ihm der Murder, so absurd das [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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